Übergänge und Abschiede, Ikonik und Vergänglichkeit stehen für mich im Mittelpunkt meiner Photographien, Transformationen zwischen Identitäten, Realitäten und Lebensaltern. Meine Arbeiten bilden einen Versuch, traditionelle Wahrnehmungsweisen westlicher Kultur, Kunstgeschichte, Religion und Mythologie zu dekonstruieren und umzuschreiben.
Hypnopomp – so ein Terminus, der auf Frederic Myers im 19. Jahrhundert zurückgeht, beschreibt genau jenen Moment vor dem Erwachen, in dem sich uns umgebende Figuren und Lichtverhältnisse für einen kurzen Augenblick unserem Traum einschreiben und vollkommen neue Formen und Erscheinungen auf deren Basis entstehen lassen. Jene amorphen Wesen, Formationen und Hybride versuche ich, in unserem heutigen Alltag aufzuspüren.
“Bei diesen sich der Vereindeutigung entziehenden Porträts handelt es sich letztendlich um Hybride, insofern unterschiedliche metaphorische, im Realen unverknüpfte Bedeutungsebenen synthetisiert werden, und zwar so subtil und mit Raffinesse, dass sie, unsere gewohnten Blickkonzepte irritierend und außer Kraft setzend, zu einem Sehen ohne Ufer und Grenzen einladen.” , so der Kunstkritiker Heinz- Norbert Jocks.
Im Mittelpunkt steht für mich die Dekonstruktion und Synthetisierung unterschiedlicher Bedeutungsebenen und vor allem der Moment der letztendlichen Transformation und dessen Konsequenzen – ob die Passage aus der Welt der Kindheit in jene der Erwachsenen, die Verwandlung an sich – von einem Jungen in ein Mädchen, einem Menschen zu einem Tierwesen, einem alltäglichen Ich zu einem übergeordneten oder vollkommen neuem. Insbesondere innerhalb der urbanen Jugendkultur begebe ich mich hier auf die Suche.
Elemente flämischer Portraitmalerei und die Photographie des 19. Jahrhunderts verweben und verwandeln sich in meinen Portraits zu zeitgenössischen digitalen Welten. Um eine maximale Fokussierung zu ermöglichen, isoliere ich mein Subjekt vollkommen mittels eines schwarzen Hintergrundes. Es erlaubt die Überwindung von Zeit und Raum für den singulären Moment der Transformation. Aufgenommen sind die Portraits immer vor Ort.
Abschiede sind all jenen Metamorphosen zutiefst inhärent. Vielleicht ist meine Arbeit eine lange Reihe von Abschieden, Auflösungen und Lebewohls. Schon Roland Barthes konstatierte die Gleichzeitigkeit des Verschwindens herkömmlicher Trauerrituale und der Entwicklung der Portraitphotographie: „Die Entdeckung der Lichtempfindlichkeit von Silbersalzen erlaubte es, die von einem beleuchteten Objekt zurückgeworfenen Lichtstrahlen einzufangen und festzuhalten. Der geliebte Körper wird durch die Vermittlung eines kostbaren Metalls, des Silbers, unsterblich.“